Demokratischer Fels in der Brandung – warum Parlamente in der Kommunikation an Bedeutung gewinnen werden!

LOBECO steht künftig dem Bayerischen Landtag als Partner zur Seite – warum Parlamente beste Voraussetzungen haben, durch Social Media-Arbeit Stabilität und mehr Vertrauen in demokratische Prozesse zu bringen, erklärt unser Leiter des Teams Politik, Bernhard Kuttenhofer.

DIE TRÄUME DER NEUNZIGER:  LEIDER KAM ALLES ANDERS

Irgendwann zu Beginn des kommerziellen Internetzeitalters Anfang der Neunziger glaubten viele an die Vision, dass ein allgegenwärtiger Informationszugang mit Lese- und Schreibzugriff  –  eben ein weltweites Netz – durch allgegenwärtige Überprüfbarkeit keinen Raum mehr für unwahre Fakten, Wissenslücken oder krude Thesen lassen würde. Es kam anders – soviel wissen wir inzwischen.

Social Media ist hier ein Katalysator. Mehr als die Hälfte der weltweiten Bevölkerung nutzt soziale Netzwerke. Durch Social Media wird jeder zum Sender. Auch zweifelhafte Beiträge können ungeprüft signfikante Aufmerksamkeit und Reichweite erzielen. Wir stellen fest: Auf den eigentlich als Dialog- und Communityplattformen konzipierten Social Media-Kanälen herrscht in Sachen Politik oft nicht produktiver Austausch, sondern Stellungskrieg: Man kommt argumentativ praktisch nicht voran, stattdessen gräbt man sich noch tiefer im Schützengraben ein.

Die Überforderung durch die Vielstimmigkeit der Absender verleitet zur verzweifelten Suche nach erklärenden Strukturen, zum Erkennen falscher Muster und vermeintlicher Zusammenhänge, was zu Fragmentierung, Polarisierung, Radikalisierung und letztlich in eine Vertrauenskrise der Demokratie führen kann.

„FAKTEN, FAKTEN? – PUSTEKUCHEN!“ –WEM KANN MAN NOCH VERTRAUEN?

Jeder fragt sich: Was soll man hier glauben, wem kann man hier noch vertrauen?  Das Vertrauen in klassische Informationsquellen sinkt: 32 Prozent (1) gaben im Jahr 2018 an, dass ihr Vertrauen in die Medien generell gesunken ist. Die Präsentation von Fakten alleine gilt allgemein nicht mehr als ausreichend – man  hält diese für manipulierbar. „Fakten, Fakten, Fakten“ sind längst nicht mehr die harte Währung.

Weitaus krisensicherer haben sich andere Faktoren erwiesen: Subjektives „Vertrauen“ oder plausible „Glaubwürdigkeit“, die man mit einer Person oder Institution verbindet, und die über das tagesaktuelle Geschäft hinausgehen, sind ein beständiges Kapital auf Social Media.

PARLAMENTE ALS SCHLÜSSEL ZU MEHR VERTRAUEN IN DIE DEMOKRATIE

Es spricht vieles dafür, dass Parlamente in ihrer Gesamtheit zu den Institutionen gehören, deren „Marktwert“ an der Vertrauensbörse steigen werden. Denn sie können hier wichtige Alleinstellungsmerkmale ausspielen: Sie sind überparteiliche Häuser der Demokratie. Der überwältigende Teil des politischen Spektrums der Gesellschaft ist vertreten, es herrscht (bei fast allen Parlamentariern) ein demokratischer Grundkonsens, dem sie sich zuordnen. Und auch kleine Gruppen bekommen Minderheitenrechte.

Außerdem: Im Prinzip sind Parlamente längst auf Transparenz ausgelegt – durch öffentliche Rede und Gegenrede, durch Abstimmungen, durch nachfragende Presse, durch Erläuterung der Prozesse – dies ist ein demokratiefördernder und stabilisierender Beitrag im emotionsgeladenen Meinungsstrudel. Transparenz schafft Vertrauen. Diese Transparenz kann auf Social Media perfekt verkörpert und gelebt werden, durch geeignete Formate und Dialogbereitschaft: Durch Politik-Erklären, Vorgänge-transparent-Machen und durch das aktive und selbstkritische Betreiben von Community Management.

Noch ein Plus: Für den Faktor Glaubwürdigkeit braucht es Persönlichkeiten. Digital Leadership kann in Parlamenten von der Spitze aus gelebt werden: Parlamentspräsidentinnen und Parlamentspräsidenten sind in der Geschichte des demokratischen Deutschlands als überparteiliche, ausgleichende und staatsmännische Persönlichkeiten in Erscheinung getreten und geben den Institutionen nach außen ein Gesicht. Das ist eine Stärke, die man auch auf Social Media deutlich, präsent und zielgerichtet einsetzen muss – durch Sichtbarkeit, Nahbarkeit, Menschlichkeit. Fakten erzählen Inhalte, aber eine spontane Instagram-Story, authentisch zwischen Tür und Angel aufgenommen demonstriert und überzeugt.  Social Media Plattformen sind genau für diese Art der Kommunikation konzipiert. Dafür sollten sie genutzt werden.

Verschwörungstheorien? Radikalisierung? Misstrauen in demokratische Prozesse? Social Media ist Ursprung, aber auch Lösung dieses Problems. Parlamente können hier ein Schlüsselfaktor sein – wichtig ist, dass sie diese Rolle aktiv angehen.

Quellen:

(1) https://www.pwc.de/de/technologie-medien-und-telekommunikation/pwc-studie-vertrauen-in-medien-2018.pdf